Public Interiors

Projekt Kurz SS 23

 

Im Passagen-Werk beschreibt der Philosoph Walter Benjamin die Pariser Bahnhofshallen, Einkaufspassagen, Kasinos und Museen als „Traumhäuser des Kollektivs“. Damit bringt er sowohl das im 19. Jh. erstmalig aufkeimenden Repräsentationsbedürfnis einer sich neuformierenden bürgerlichen Öffentlichkeit zum Ausdruck als auch den bis heute gültigen Gemeinwohlanspruch einer Architektur der Stadt.

Die Kultur der Stadtgesellschaft, eigene Räume zur Verfügung zu stellen, ist im Zeitalter neoliberal geprägter Planungspolitik vielerorts Privatisierungsbestrebungen gewichen. Wo das Passagen-Werk noch das Bild eines feingliedrigen Gefüges öffentlicher Räume unterschiedlichster Couleur nachzeichnete, fehlt es der Stadt heute an der Offenheit, Niedrigschwelligkeit und Flexibilität des Zwischenraums zur Kultivierung öffentlicher Praktiken, den Orten, an denen wir in Gesellschaft sein können, an denen wir ein „Zuhause in der Welt“ finden.

Diese innenräumliche Qualität der Stadt wird im Rahmen einer Seminarreihe typologisch betrachtet. Dabei lassen sich drei übergeordnete Modelle öffentlicher Innenräume voneinander unterscheiden: Shed, Network und Lobby. Zum Auftakt wird es in diesem Semester um das Shed gehen: von den Stadthallen der Renaissance, über die metropolitanen Innenräume des 19. Jh., die Expo-Pavillons der 1960/70er Jahre bis hin zu zeitgenössischen Interpretationen, wie der Stadshal in Ghent.

Im Zentrum steht die systematische Analyse ausgewählter Fallstudien und die Diskussion verknüpfter theoretischer Positionen. Begleitet wird das Seminar durch eine Vortragsreihe mit internationalen Gästen aus Theorie und Praxis.

Ziel des Seminars ist es, ein architektonisches Repertoire an Stadtbausteinen zu erarbeiten, auf das beim Entwerfen öffentlicher Räume zurückgegriffen werden kann. Es eignet sich deshalb methodisch wie inhaltlich als Vorbereitung auf anschließende Entwurfsprojekte – insbesondere beim städtebaulichen Entwerfen.

 

Einführung Mi, 19. April, 11:00 Uhr, Raum A209


Lehrende

Prof. Andreas Quednau  
WM Jonas Trittmann