Q-LCA


Analyse der ökologischen Auswirkungen unterschiedlicher Siedlungsstrukturen in Neubauquartieren über ihren Lebenszyklus

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 368.400 neue Wohnungen genehmigt. Damit liegt die Bautätigkeit auf anhaltend hohem Niveau. Zuwächse waren v.a. bei Ein- (+2,4%) und Zweifamilienhäusern (+20,5 %) zu verzeichnen, was ein grundsätzliches Dilemma der Stadtentwicklung widerspiegelt: Zwar ist hinlänglich bekannt, dass der Bau neuer Quartiere zu einer Erhöhung des Primärenergiebedarfs und den damit verbundenen Treibhausgasemissionen führt, aber die rechtlichen und politischen Maßnahmen (GEG, KfW-Programm) sowie städtebauliche Leitbilder wie “Innen- vor Außenentwicklung” oder “Stadt der kurzen Wege”, die dieser Entwicklung entgegenwirken sollen, zeigen nur wenig Wirkung.

Vor diesem Hintergrund möchte das Projekt Q-LCA, das gemeinsam mit der Fachhochschule Potsdam im Rahmen der Forschungsförderung "Zukunft Bau" des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bearbeitet wird, neue Methoden und Instrumente für eine nachhaltige Stadtentwicklung erschließen: Lebenszyklusbewertungen (LCA) für Bauteile und Gebäude sind eine etablierte Methode. Auf der Quartiersebene fehlt es aber an Modellen, mit denen der Energiebedarf und die damit verbundenen ökologischen Auswirkungen sämtlicher Bau- und Infrastrukturen von verschiedenen Siedlungstypen ganzheitlich für die Nutzungsphase (Wärme, Strom, Mobilität) und für die Prozessketten sämtlicher Bau- und Infrastrukturen bewertet werden.

In einer Quartiers-Ökobilanz (Q-LCA) werden die städtebaulichen, infrastrukturellen und konstruktiven Einflussparameter integral erfasst. Es werden ausgewählte Beispiele realisierter Siedlungsprojekte exemplarisch bilanziert und verglichen. Die Ergebnisse werden in einem "Energie-Atlas des Siedlungsbaus" veröffentlicht, wo die morphologischen Ausprägungen, Kennwerte zur baulichen Dichte, Flächenbedarf, Energie- und Wärmeversorgung einschließlich der grauen Energie der jeweiligen Strukturtypen über ihren Lebenszyklus dargestellt sind. Der Atlas richtet sich an Fachleute und insbesondere an Entscheidungsträger aus Politik, Planung und Wohnungswirtschaft.