Institut für Entwerfen und Städtebau Städtebauliches Entwerfen
Stadt entwerfen, bauen und bewohnen als Ökosystemgestaltung

Stadt entwerfen, bauen und bewohnen als Ökosystemgestaltung

Wolkenkuckucksheim, International Journal of Architecture Theory

Der Gegensatz zwischen der Natur und Kultur befindet sich seit langem in einem Auflösungsprozess. Der Mensch hat sich als bestimmender Faktor zunehmend in geologische und biochemische Prozesse eingemischt – soweit, dass die Erde längst ein Humansystem mit eingebetteten Ökosystemen ist. Damit hat sich das Verhältnis von natürlichen und menschgemachten Umwelten grundlegend verändert. Die Gegensätzlichkeit und klare Abgrenzbarkeit von Naturräumen und Stadt, als kulturelle Leistung des Menschen, ist in Frage gestellt. Die Gegensätze lösen sich nicht nur auf, weil sie sich vermischen, sondern sie bilden ein neues systemisches Ganzes. Die Natur als das vermeintliche Außen der Stadt verschwindet. Sie wird zum inhärenten Bestandteil des städtischen Metabolismus, der als offenes System in stetiger Wechselwirkung von Humansystem und Ökosystem eine neuartige, zweite Natur bildet. Dieses Verständnis der aktuellen Erdepoche als Anthropozän eröffnet für die Stadt gestaltenden Disziplinen neue Perspektiven. Der Artikel stellt die Frage, wie am Übergang ins Anthropozän Architekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner innerhalb dieser neuartigen, zweiten Natur produktiv agieren können, und erläutert anhand von Projekten des Büros SMAQ beispielhaft wie urbane Landschaften und Agglomerationen mit human - ökosystemarer Lust gestaltet, aktiviert und gelebt werden können.


Autor: Andreas Quednau
Zeitschrift: “Vermischungen in Architektur und Landschaftsarchitektur.” Wolkenkuckucksheim, International Journal of Architecture Theory, Jg. 21, Heft 35, 2016, Berlin, Bielefeld, University Park, S. 89-99
Herausgeber*innen: Sebastian Feldhusen, Ute Poerschke und Jürgen Weidinger